Von Wilhelm Winkels
Am 29.11.2007 lud das Bürgeramt Kalk zu einem Info-Abend über die Zukunft des Junkie Bund Köln ein. Die staatlich anerkannte Drogenberatungsstelle wird im kommenden Jahr in den hinteren Teil der Neuerburgstraße gegenüber der Halle Kalk verlegt werden. Besorgte Bürger und Anwohner erhielten im Rahmen der Informationsveranstaltung Gelegenheit mit Vertretern des Gesundheitsamtes und der Polizei über die Standortentscheidung zu diskutieren.
Der gemeinnützige Verein engagiert sich seit 2003 für die Belange von Drogengebrauchern, Ehemaligen und Substituierten im Bezirk und widmet sich aktiv der Suchtprävention. Das Junkie Bund Café in der Taunusstraße bietet neben Frühstück und Mittagessen zum Selbstkostenpreis ein Spritzentauschprogramm an und leistet in Zusammenarbeit mit dem Mobilen Medizinischen Dienst ärztliche Betreuung von Süchtigen und Substituierten.
Den vielfältigen Sorgen und Ängsten der Bevölkerung versucht der Verein durch Offenheit und Transparenz zu begegnen, stößt aber dennoch immer wieder auf Widerstände. So fordert etwa der Bürgerverein Humboldt-Gremberg und die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Bürgerbewegung Pro-Köln schon seit 2003 eine Schließung der gemeinnützigen Einrichtung in der Taunusstraße. Anwohner äußerten immer wieder die Sorge, die Beratungsstelle locke eine problematische Klientel an und berichteten von auf offener Straße und auf Spielplätzen zurückgelassenen Spritzen.
Tatsächlich ist anzunehmen, dass die Arbeit des Junkie Bundes gerade diesen Sorgen entgegenwirkt - der Verein organisiert zum Beispiel regelmäßig das Einsammeln eventuell herumliegender Spritzen und sorgt für eine fachgerechte Entsorgung der im Rahmen des Spritzentausch gesammelten Injektionsnadeln. Das psychosoziale Betreuungsprogramm und die zahlreichen Tagesangebote des Vereins tragen dazu bei, die Drogensüchtigen von der Straße zu holen und bringen Menschen, die von ihrer Sucht loskommen wollen, in Kontakt mir erfahrenen Helfern.
Auch Sozialdezernentin Marlis Bredehorst bestätigte gegenüber dem Bezirksrat, dass der "Junkiebund nicht für die Probleme wie Dealen, weggeworfene Spritzen oder Junkies im Straßenbild" verantwortlich ist. Von den geschätzten 10000 in Köln lebenden Drogensüchtigen, haben 500 ihren Wohnsitz in Humboldt Gremberg. Diese leben aber nicht deswegen im Viertel, weil der Junkie Bund dort ansässig ist. Im Gegenteil zeigt dieser im Vergleich zum gesamten Stadtgebiet hohe Anteil eher, wie notwendig eine solche Einrichtung ist.
Wie der Kölner Wochenspiegel vom 22.11.2007 berichtete, blickt Geschäftsführer des Junkie-Bundes e.V. Marco Jesse hingegen hoffnungsvoll in die Zukunft: "Es scheint sich nicht die Situation wie in Humboldt-Gremberg zu wiederholen, wo man aneinander vorbei lebte." Mit einer benachbarten Kindertagesstätte und der Schulpflegschaft der Kaiserin-Theopanu-Schule hat der Verein bereits erfolgreich Kontakte geknüpft.
Auch nach dem Umzug wird der Junkie-Bund die Spritzensammlungen auf der Taunusstraße für eine Übergangszeit fortsetzen und so dazu beitragen, das Stadtbild trotz der sozialen Probleme zu verbessern. Es bleibt zu hoffen, dass der Verein diesmal mehr Unterstützung durch die Bevölkerung bei dieser wichtigen und schwierigen Aufgabe erhält.